Donnerstag, 13. November 2008

Nordlys



Es gibt sie schon seit einiger Zeit, ich habe sie bisher nur verschwiegen. Auch kann man sie eigentlich weder beschreiben, noch auf Fotos festhalten. Man kann sie auf Postkarten kaufen, dort sehen sie allerdings meist kitschig aus.
Hier ein Versuch, sie dennoch in Worte zu fassen.

Sie können jederzeit auftauchen wenn bestimmte Bedingungen gegeben sind, das wären einzig Dunkelheit und klarer Himmel. Von ersterem gibt es mittlerweile genug, und letzteres kommt auch immer wieder vor.
Wenn sie über den Himmel ziehen, kann man die Norweger von den Nicht-Norwegern klar unterscheiden. Die einen gehen gelassen ihres Weges, die anderen starren gebannt nach oben und freuen sich.

Ein Nordlicht ist keine starre Erscheinung, sondern sehr dynamisch, wie durch einen Wind verweht. An nordlicht-aktiven Abenden kleben daher immer wieder die Gesichter der internationalen Studenten an den Fensterscheiben der Wohnheimsiedlung. "Nordlichter im Anmarsch" "Guck mal, da kommen wieder welche" "Boa, jetzt sind se aber doll" "jetzt wirds grad weniger" "Ui, von hier musste mal gucken" "Kraaahass" "Aber immer nur grüne, gä. Hab noch nie n rotes gesehen" "Lass ma Fotos machen" "Nee das wird doch nichts" "Kalt, macht mal Fenster zu" ...

Nordlichter haben irgendetwas mit Physik zu tun, und Chemie. Aber sie sehen auch toll aus und solange man sich im Klaren darüber ist, dass es sich nicht um Vorboten kommenden Unheils oder Götter mit bunter Taschenlampe handelt, reicht das vollkommen, finde ich. Spannend ist es dennoch, aber Wikipedia weiß noch ein bisschen mehr und hat auch ein paar kitschigere Fotos parat.

Das mit dem Foto konnte ich dann aber auch nicht lassen.

Mittwoch, 5. November 2008

The northernmost Whatever

Unskyld, ich habe lange nicht geschrieben. Nach so viel draußen sein musste ich auch mal was für die Uni tun. Da es jetzt dunkel wird, ist es auf den Bergen auch ein bisschen einsam geworden.

Als es hier vor ein paar Wochen noch nicht dunkel genug war, bin ich mit drei Internationalen nach Svalbard geflohen. Dort waren es schon gemütliche -10°C und Schnee! Bereits am Flughafen in Longyearbyen outeten wir uns als Touristen. Erstmal ganz viele Fotos vom Schnee und Svalbard-Airport Schildern machen und Schnee anfassen und sich dabei freuen. Freundlich aber bestimmt wurden wir nach drinnen gebeten, als wir als die Letzten auf dem Landeplatz waren, die sich begeistert im Kreis drehten.
Diese Begeisterung hielt die nächsten 4 Tage an, in denen wir die Gegend erkundeten. Räumlich beschränkte sich das auf die Stadt, was jedoch nicht schlimm war, denn dort wird man nur sehr unwahrscheinlich von Eisbären überfallen, und wir hatten ja kein Gewehr. Das ist Vorschrift beim Verlassen der Stadt, so normal wie Anschnallen im Auto.
Um etwas zu sehen sind wir einfach auf einen Berg geklettert und waren der Sonne schon ein Stück näher. Gesehen haben wir sie nicht, aber den Beweis ihrer Existenz lieferten die umgebenden rötlich angestrahlten weißen Berggipfel.







In den "northernmost" Kneipen gab es bezahlbares northernmost Bier, denn Svalbard ist - taxfree :)
Und nicht nur aus diesem Grund erinnert die Stadt an einen Flughafen. Kleine Läden, sehr international, taxfree. Und alle sind fasziniert, aber kaum einer bleibt wirklich lange.
Diejenigen die länger bleiben, meist zum Forschen oder studieren in der northernmost Universität. Die eigentlich keine eigenständige Uni ist sondern ein Projekt von allen großen norwegischen Unis zusammen. Wie überall in Svalbard zieht man auch in der Uni beim Betreten des Gebäudes seine Schuhe aus. Natürlich kann auch alles in der Garderobe gelassen werden, hier weiß keiner was klauen ist. Wenn man im Uni-Gebäude dann auf Wollsocken durch die hölzernen Gänge schliddert und vergebens nach rechten Winkeln oder geraden Wänden sucht, braucht man schon einen sehr überzeugenden Grund, das Gebäude wieder verlassen zu wollen.

Das Überall-Schuhe-Ausziehen ist übrigens wörtlich gemeint. Kneipen, Restaurants, Museum, Hostel. Dadurch fühlt sich die ganze Stadt wie eine große Familie an.
Schon nach 4 Tagen hat man das Gefühl, jeden Einwohner mindestens einmal gesehen zu haben. Auf dem Weg zum Flughafen sammelten sich im Bus wieder viele bekannte Gesichter, von denen, die wie wir dann eher nicht so lange bleiben.









Zurück in Tromsø legten wir uns dann erstmal in Badesachen in die Sonne. Nee Spaß. Mittlerweile ist auch hier der Schnee im Tal angekommen und beschränkt sich nicht mehr nur auf die weit entfernten Bergspitzen oder Spitzbergen.

Der Blog-Titel wird langsam vertretbarer. Wenn man zu lange schläft kann man schonmal die Abenddämmerung mit dem Morgengrauen verwechseln. Auch nicht schlimm, denn es gibt ja die Full Spectrum Light "Sun Showers" in der Uni, unter die man sich morgens stellen kann um eine Portion "Sonne" zu bekommen. Aber noch ist der Tag anhand der Lichtverhältnisse eindeutig als solcher zu erkennen und die Sonnendusche kann noch warten.