Samstag, 2. Mai 2009

Trondheim

Hier scheint ja nicht mehr viel zu passieren im Norden, der Aktualität des Blogs nach zu urteilen. Stimmt aber gar nicht, hier passiert so viel, dass ich keine Zeit zu schreiben hab. Jetzt habe ich auch nur deswegen Zeit, weil ich eigentlich einen Vortrag vorbereiten, ein Protokoll schreiben und lernen muss.
Es vergeht die Zeit so schnell, dass es schon wieder hell draußen ist, fast schon wie neulich im August. Selbst wenn ich zwecks effektiver Zeitnutzung die Nacht durchmachen wollte, würde das bald schwierig werden, da es dann keine Nächte mehr gibt. Jedenfalls sind die nicht mehr so offensichtlich.

Letztes Wochenende habe ich mich endlich bei Torsten revanchiert und ihn in Trondheim besucht. Die erste norwegische Stadt, die ich sah, die größer ist als Tromsø. Aus dem noch verschneiten Norden kam ich in eine sommerliche Großstadt, die sofort ein heimatliches Gefühl auslöste. Es gibt dort viele große Häuser, diese schönen Altbauten in der Innenstadt, viel mehr Buslinien und mehr Menschen. Es wirkte auf mich ein bisschen wie Mainz.





Nicht nur die erste norwegische Großstadt erlebte ich an diesem Wochenende, sondern auch eine echte Hüttentour. Der Klettersteig, den wir eigentlich auf dem Weg zu Hütte erklimmen wollten, wird scheinbar einmal im Jahr gewartet und restauriert, warum also nicht genau an diesem Tag. Wir steckten schon in Kletterausrüstung, da wurden wir von einem schwedischen Klettersteig-Restaurierer freundlich an der Benutzung gehindert.
Aber wir hatten ja noch den herkömmlichen Wanderweg als backup, der durch Sonne und Wald zum Gipfel führte. In T-Shirt stapften wir von dort durch tiefen Schnee zur Hütte, die ein bisschen versteckt in einem Tal liegt.
Die Axt zum Holzhacken war kaputt, aber nach ca. 2 Stunden hatten wir aus den klammen Holz-Resten die wir vorfanden ein Feuer anbekommen. Dank der lange andauernden Sonne hatten wir es nicht eilig und waren nicht sofort auf die Wärme eines Feuers angewiesen. Zum Wasser kochen war es aber doch hilfreich.
Kaum noch verwunderlich war, dass die meisten der Einträge im Gästebuch dieser ur-norwegischen Hütte von Austauschstudenten, vorwiegend deutschen, stammten.







Unglaublich war die Rückreise nach Tromsø. Um ein bisschen was zu sehen, nahm ich den Zug, der so weit wie möglich in den Norden fährt, das ist bis Bodø. Von Trondheim nach Bodø sind es 10 Stunden, und entsprechend häuslich eingerichtet ist der Zug. Ich habe für umgerechnet ca. 35 Euro nicht viel erwartet, das entspräche in Deutschland vielleicht einem Wochenendticket für Bummelzüge mit 8 mal umsteigen für einmal quer durchs Land. Einen ICE bekäme man dafür nicht so leicht. Aber einen bonzigen Norweger-Zug. So stelle ich mir die Züge von vor hundet Jahren vor. Riesige Polstersessel, Gardinen, Holz, Teppichboden, mehr Beinfreiheit als man Beine ausstrecken kann. Die Sessel kann man so weit nach hinten stellen, dass man fast liegt und wirklich schlafen kann, und man braucht nicht seinen Hintermann zu fragen, ob man den Sitz zurückstellen darf, der muss dafür noch nichtmal seine Zeitung einklappen, wenn er es überhaupt mitbekommt. Die 10 Stunden vergingen viel zu schnell.

Und in Tromsø war über das Wochenende der Schnee auf den Straßen weggetaut, man kann wieder vernünftig Fahrrad fahren. Bis die großen Schneehaufen an den Straßenrändern weg sind, kann es noch eine Weile dauern.