Mittwoch, 17. Dezember 2008

Schnee II (jetzt taut's)

Das Thermometer im Internet zeigt für Tromsø gerade 4°C an, während in Deutschland eher 0° herrschen. Man mag kaum glauben, über dem Polarkreis zu sein, wenn man den Schneemassen beim Schmelzen zugucken kann.

Zum Glück hat der Dezemberschnee aber doch einige Zeit gehalten. So konnte man auf alternative Verkehrsmittel umsteigen, wie zum Beispiel Skier oder Porutsche. Busse und Autos fahren aber auch noch, die stört das am wenigsten.

Mit Skiern auf der "Lysloipe" (ein beleuchteter Ski-Langlauf-Weg über die ganze Insel, mit Spurrillen für Skier und vielen Hügeln) kommen die meisten Norweger recht schnell voran und fahren so auch gerne zur Arbeit. Nachdem ein paar Austauschstudenten herausgefunden hatten, dass man sich beim Roten Kreuz Skier ausleihen kann (umsonst für eine relativ unbestimmte Weile, aber nicht zu lange, und Telefonnummer hinterlassen, damit die wissen wo sie anrufen sollen, falls wir die Skier nicht zurückbringen, kein Ausweis, kein Pfand - blindes Vertrauen mal wieder), liefen alle in Scharen dorthin um die erste und für manche auch letzte Gelegenheit zu nutzen, es einmal auszuprobieren.
Mein Vorsatz für das nächste Jahr: Kurven fahren lernen. Der Schnee im Graben am Wegesrand ist zwar schön weich, aber praktisch wäre es schon, nicht nach jedem Abhang der in einer Kurve endet, einfach geradeaus zu fahren und dabei die Gegenfahrrille zu kreuzen oder mit einem der beiden Skiern in der Rille zu landen, aber nur mit einem.

Langsam wird es in den Wohnheimen leerer, nur ein paar standhafte halten die Stellung und verbringen Weihnachten hier. Alleine bleiben muss keiner, denn die Uni bietet für die Austauschstudenten, die ein norwegisches Weihnachten erleben wollen, eine Vermittlung in warmherzige lokale Familien an, die je einen Studenten an Weihnachten zu sich nach Hause einladen um mit ihnen Weihnachten zu feiern. Ist das nicht großartig?
Ich fahr aber trotzdem nach Hause :)


Irgendwo da hinten ist die Sonne.


Erstmal Schnee wegschieben...


...und einen Weg bahnen.


Lysloipe.


Donnerstag, 13. November 2008

Nordlys



Es gibt sie schon seit einiger Zeit, ich habe sie bisher nur verschwiegen. Auch kann man sie eigentlich weder beschreiben, noch auf Fotos festhalten. Man kann sie auf Postkarten kaufen, dort sehen sie allerdings meist kitschig aus.
Hier ein Versuch, sie dennoch in Worte zu fassen.

Sie können jederzeit auftauchen wenn bestimmte Bedingungen gegeben sind, das wären einzig Dunkelheit und klarer Himmel. Von ersterem gibt es mittlerweile genug, und letzteres kommt auch immer wieder vor.
Wenn sie über den Himmel ziehen, kann man die Norweger von den Nicht-Norwegern klar unterscheiden. Die einen gehen gelassen ihres Weges, die anderen starren gebannt nach oben und freuen sich.

Ein Nordlicht ist keine starre Erscheinung, sondern sehr dynamisch, wie durch einen Wind verweht. An nordlicht-aktiven Abenden kleben daher immer wieder die Gesichter der internationalen Studenten an den Fensterscheiben der Wohnheimsiedlung. "Nordlichter im Anmarsch" "Guck mal, da kommen wieder welche" "Boa, jetzt sind se aber doll" "jetzt wirds grad weniger" "Ui, von hier musste mal gucken" "Kraaahass" "Aber immer nur grüne, gä. Hab noch nie n rotes gesehen" "Lass ma Fotos machen" "Nee das wird doch nichts" "Kalt, macht mal Fenster zu" ...

Nordlichter haben irgendetwas mit Physik zu tun, und Chemie. Aber sie sehen auch toll aus und solange man sich im Klaren darüber ist, dass es sich nicht um Vorboten kommenden Unheils oder Götter mit bunter Taschenlampe handelt, reicht das vollkommen, finde ich. Spannend ist es dennoch, aber Wikipedia weiß noch ein bisschen mehr und hat auch ein paar kitschigere Fotos parat.

Das mit dem Foto konnte ich dann aber auch nicht lassen.

Mittwoch, 5. November 2008

The northernmost Whatever

Unskyld, ich habe lange nicht geschrieben. Nach so viel draußen sein musste ich auch mal was für die Uni tun. Da es jetzt dunkel wird, ist es auf den Bergen auch ein bisschen einsam geworden.

Als es hier vor ein paar Wochen noch nicht dunkel genug war, bin ich mit drei Internationalen nach Svalbard geflohen. Dort waren es schon gemütliche -10°C und Schnee! Bereits am Flughafen in Longyearbyen outeten wir uns als Touristen. Erstmal ganz viele Fotos vom Schnee und Svalbard-Airport Schildern machen und Schnee anfassen und sich dabei freuen. Freundlich aber bestimmt wurden wir nach drinnen gebeten, als wir als die Letzten auf dem Landeplatz waren, die sich begeistert im Kreis drehten.
Diese Begeisterung hielt die nächsten 4 Tage an, in denen wir die Gegend erkundeten. Räumlich beschränkte sich das auf die Stadt, was jedoch nicht schlimm war, denn dort wird man nur sehr unwahrscheinlich von Eisbären überfallen, und wir hatten ja kein Gewehr. Das ist Vorschrift beim Verlassen der Stadt, so normal wie Anschnallen im Auto.
Um etwas zu sehen sind wir einfach auf einen Berg geklettert und waren der Sonne schon ein Stück näher. Gesehen haben wir sie nicht, aber den Beweis ihrer Existenz lieferten die umgebenden rötlich angestrahlten weißen Berggipfel.







In den "northernmost" Kneipen gab es bezahlbares northernmost Bier, denn Svalbard ist - taxfree :)
Und nicht nur aus diesem Grund erinnert die Stadt an einen Flughafen. Kleine Läden, sehr international, taxfree. Und alle sind fasziniert, aber kaum einer bleibt wirklich lange.
Diejenigen die länger bleiben, meist zum Forschen oder studieren in der northernmost Universität. Die eigentlich keine eigenständige Uni ist sondern ein Projekt von allen großen norwegischen Unis zusammen. Wie überall in Svalbard zieht man auch in der Uni beim Betreten des Gebäudes seine Schuhe aus. Natürlich kann auch alles in der Garderobe gelassen werden, hier weiß keiner was klauen ist. Wenn man im Uni-Gebäude dann auf Wollsocken durch die hölzernen Gänge schliddert und vergebens nach rechten Winkeln oder geraden Wänden sucht, braucht man schon einen sehr überzeugenden Grund, das Gebäude wieder verlassen zu wollen.

Das Überall-Schuhe-Ausziehen ist übrigens wörtlich gemeint. Kneipen, Restaurants, Museum, Hostel. Dadurch fühlt sich die ganze Stadt wie eine große Familie an.
Schon nach 4 Tagen hat man das Gefühl, jeden Einwohner mindestens einmal gesehen zu haben. Auf dem Weg zum Flughafen sammelten sich im Bus wieder viele bekannte Gesichter, von denen, die wie wir dann eher nicht so lange bleiben.









Zurück in Tromsø legten wir uns dann erstmal in Badesachen in die Sonne. Nee Spaß. Mittlerweile ist auch hier der Schnee im Tal angekommen und beschränkt sich nicht mehr nur auf die weit entfernten Bergspitzen oder Spitzbergen.

Der Blog-Titel wird langsam vertretbarer. Wenn man zu lange schläft kann man schonmal die Abenddämmerung mit dem Morgengrauen verwechseln. Auch nicht schlimm, denn es gibt ja die Full Spectrum Light "Sun Showers" in der Uni, unter die man sich morgens stellen kann um eine Portion "Sonne" zu bekommen. Aber noch ist der Tag anhand der Lichtverhältnisse eindeutig als solcher zu erkennen und die Sonnendusche kann noch warten.

Montag, 15. September 2008

Google Earth live










Von oben sieht die Welt ganz anders aus. Wenn man auf den Tromsdalstinden klettert, kriegt man einen Überblick über halb Norwegen (nein, nur fast, man sieht aber Tromsø auf jeden Fall). Alles was letzte Woche im Tal als Regen runer kam, liegt oben noch als Schnee. Warm ist es trotzdem. Nur wenn die Sonne scheint..

Montag, 1. September 2008

yo



Yo, ich hab 50 cent gesehen. Und konnte nichts dagegen tun, Alter.
Ich durfte auf dem Tromsøer Døgnvill-Festival an einem von zwei Tagen als Frivillig arbeiten und damit den Eintritt sparen. Dort war ich im Müllsammel-Team eingeteilt und musste die meiste Zeit bei einer Müllstation in der Nähe der Bühne stehen und darauf achten, dass die Leute den Müll richtig einsortieren. Für kurze Zeit musste ich auch an den Dixie-Klos aufpassen, dass keiner gegen den Zaun pinkelt. Dort habe ich mich aber bald wieder verdrückt.
Es war saukalt und alle Helfer sahen aus wie Michelin-Männchen.
An meinem freien Tag habe ich mich in der Menge aufgewärmt und wollte eigentlich nach Kaizers Orchestra und vor 50 cent gehen. Das ging aber nicht, da die Masse scheinbar nur 50 cent sehen wollte und sich schneller verdichtete als man fliehen konnte. So steckte ich fest und musste mir 50 cent reinziehen. War aber auch unterhaltsam und schön warm, auch wenn die Leute alle noch so cool waren.

Und als ich mit dem Fahrrad nach Hause fahren wollte, war es weg... Das war ein kurzes Vergnügen.. Und es hatte schon fast aufgehört, Geräusche beim Fahren zu machen, stattdessen ist es zuletzt immer auf und ab gehüpft aufgrund einer Delle im Reifen, aber... jetzt ist es ja eh weg... naja, hoffentlich geht es ihm gut, irgenwo im Straßengraben... oder vielleicht ist es mittlerweile wieder in der Mülldeponie gelandet.
Bei Festivals kann man sich eben auch in Norwegen nicht auf das ungeschriebene Gesetz verlassen, dass Norweger nie was klauen.

Sonntag, 24. August 2008

Alles ganz anders hier

Vor einer Woche hat die Uni angefangen. In der Uni ist es so gemütlich, dass man sich dort wirklich gerne aufhält, nicht wie am Riedberg.
Sofas, offene Computerräume, Pausenräume, ... Hier würde keiner auf die Idee kommen, den PC-Raum abzuschließen, weil irgendjemand nach 5 minuten alle Computer und Beamer geklaut hat.

Busfahrer grüßen einen wenn man einsteigt und halten auch zwischen Haltestellen, wenn da jemand steht und winkt. Auch an Haltestellen halten sie, aber nur, wenn man zu verstehen gibt, das man einsteigen will, nur da sitzen reicht nicht. Nachdem der Bus dann losgefahren ist, werden gemütlich während der Fahrt die Türen zu gemacht.

Auch mit dem Fahrrad kommt man gut voran, solange es nicht bergauf geht. Das geht grundsätzlich schon, nicht jedoch mit meinem Drahtesel von der Mülldeponie, der bei jeder kleinen Steigung lustige Geräusche macht und ganz von alleine bremst.

Wenn das Essen im Supermarkt zu teuer wird, dann geht man einfach in den Wald und sammelt sich dort alles zusammen, Beeren, Pilze, alles da! Leider kein Bier...

Mittlerweile wird es nachts schon dunkel für ein paar Stunden.

Donnerstag, 14. August 2008

Schnee


Wenn man weit genug zwischen die Berge läuft, dann liegen da noch Schnee-Relikte vom Winter rum. Und wenn man nicht schnell genug läuft, dann wird man von einer der Nebelwolken eingeholt und umhüllt. Und wenn man sich den Weg nicht gemerkt hat, dann sieht man nicht mehr, wo man herkam, wie in der Wüste. Heute habe ich außerdem gelernt, dass meine Schuhe nicht wasserdicht sind, wenn man mit ihnen im Sumpf versinkt. Aber es war ein toller Spaziergang! Fog is creepy...

Donnerstag, 7. August 2008

Hei

Nein, das mit der Dunkelheit stimmt ja gar nicht. Noch nicht...
Es ist gerade 23 Uhr und draußen fast taghell, das wird auch in zwei Stunden noch so sein und für den Rest der Nacht. Das ist super, von mir aus könnte es so bleiben.

Schade nur, dass wir bei jeder Gelegenheit darauf hin gewiesen werden, dass es sehr bald seeehr lange dunkel sein wird und man sich möglichst jetzt schnell Freunde suchen soll, bevor man sie nicht mehr sehen kann. Mit solchen und ganz viele andere gut gemeinten und hilfreichen Ratschläge werden wir Neulinge zur Zeit in der Einführungswoche überhäuft, bei der man sich nochmal wie ein an die Hand genommener Ersti fühlen darf. Bei dieser Organisation ist es schwierig, etwas falsch zu machen.
Obwohl wir in dieser International-Ersti-Woche
 jeden Tag Mittagessen für umsonst (!) bekommen haben, hat mein Geldbeutel hier im "günstigsten" Supermarkt (Markensachen von Rewe sind Schnäppchen) schon mehr Geld ausgeben müssen als in Deutschland in einem halben Monat. Das wird ein Spaß!

Übrigens ist es warm hier wenn die Sonne scheint, und das tat sie die letzten Tage netterweise. Aber kalt wird es noch früh genug, auch das versucht man uns schonend beizubringen.

Erste Grüße aus dem Norden!
Andrea